Ein Gastbeitrag von Raphael Vach
„Die Himmel erzählen die Ehre Gottes, und die Feste verkündigt seiner Hände Werk.“ Für den Beter von Psalm 19 ist es klar: Mit „unhörbarer Stimme“ spricht das Universum von der Existenz Gottes. Davon muss er zu seiner Zeit in seinem Land keinen überzeugen. Heute wäre das anders. Die Frage jedoch bleibt: Ist die Welt ein Fingerzeig auf Gott?
Es hat sich mittlerweile herumgesprochen: Gott wasserdicht beweisen kann man nicht. Seine Existenz zu widerlegen aber ist genauso unmöglich. Doch ist es vernünftig sein Leben auf Gott zu setzen? Macht es Sinn an Gott zu glauben? Gibt es Fingerzeige auf Gott?
Einer kleinen Auswahl dieser Fingerzeige will ich nachgehen. Der Philosoph Alvin Plantinga freilich findet zwei bis drei dutzend solcher. Der Medizinstudent Leo stellt die Frage dahinter völlig unphilosophisch in den Raum: „Nur in die Welt gepresst zu werden, um am Ende zu sterben – wo ist da der Sinn?“ Der Atheist Bertrand Russell hat es schon im letzten Jahrhundert treffend auf den Punkt gebracht: „So lange man nicht annimmt, dass es einen Gott gibt, bleibt die Frage nach dem Ziel des Lebens sinnlos.“
Und so sind wir wieder am Anfang der großen Frage nach Gott. Vielleicht beschleicht einen die Ahnung des Drehbuchautoren Tom Stoppard („Shakespeare in Love“): Ich habe die Vorstellung, dass es Gott gibt, immer für absolut lächerlich gehalten, halte sie aber immer noch plausibler als die alternative Behauptung, dass grüner Urschleim, wenn er genug Zeit hat, irgendwann Shakespeares Sonette schreiben kann.“ Das entscheidende Wort in diesem Zitat ist „plausibler“. Was ist wahrscheinlicher?
„Warum gibt es etwas und nicht nichts?“ Das ist die Mutter aller Fragen. Und seit die Welt der Naturwissenschaft wie Stephen Hawiking fast geschlossen davon ausgeht, dass die Zeit und das Universum einen Anfang hat und davor nichts war (Urknalltheorie), ist sie spannender denn je. Denn an dem Punkt war man in der Welt schon einmal, in der Welt des Glaubens des Alten Israels, der Welt der Bibel. Man schlage nur die ersten Seiten auf und lese, wie Gott nur mit Worten aus dem Nichts die Welt schafft. Eine Revolution in einer Welt, wo das Rad des Werdens und Vergehens sich immerzu dreht.
Die Naturwissenschaft kann die Frage nicht beantworten. Sie kann nur Prozesse in der Welt beschreiben. Aber sie stellt die Frage dringlicher als je: Was außerhalb dieser Welt hat die Entstehung dieser Welt verursacht? Die Antwort „nichts“ hat die Entstehung aus dem „nichts“ überzeugt immer weniger. Und so liegt die alte Antwort des Psalmisten nahe – Gott. Und sie rückt immer näher, wenn man sich in der Welt umschaut. Dazu aber mehr in Teil 2.
Bilder: pikist, wikipedia, flickr.