Die Geburtstagspredigt der Turmfalken zum nachlesen. Danke für Raphael Vach fürs bereit stellen.
Als Pfadfinder geschaffen – zum Entdecker berufen
Liebe Pfadfinder, liebe Eltern, liebe Gemeinde,
Kleine Frage zu Beginn: Wo kommen in der Bibel das erste Mal Pfadfinder vor? Ihr denkt, die gab es damals noch nicht. Doch, doch, ganz vorne: Gott hat die Menschen nämlich als Pfadfinder geschaffen. Zugegeben, das Halstuch fehlte damals noch. Aber im Geist waren sie Pfadfinder, hatten Abenteuer im Herzen.
Wie komme ich drauf? Klar, sie waren draußen zu Hause – so wie ihr Pfadfinder. Vor allem aber waren sie Entdecker. Vor ihrer Tür lag eine Welt voller Entdeckungen, das größte Abenteuer aller Zeiten wartete. Und sie sind es angegangen. Sie waren Entdecker, wollten die Welt kennenlernen, erforschen, verstehen, sich ausprobieren – die Welt erobern. Gott hat Entdecker Gene in sie gelegt, und sie sind zu Abenteurern geworden, ich glaube: weil auch Gott ein Abenteurer ist. Aber verratet es nicht weiter.
Manche glauben ja – ich weiß nicht warum – das das Paradies am Anfang perfekt war . Keine Frage, „gut“, ja sogar„sehr gut“ war es. Aber es war nicht perfekt im Sinne von „fertig“. So, wie wenn ihr Kinder etwas baut und sagt: „Es ist noch nicht perfekt. Da fehlt etwas.“ Wie hat Carla eben vorgelesen?
„Gott, der HERR, nahm den Menschen und gab ihm seinen Wohnsitz im Garten von Eden, damit er ihn bebaue und bewahre.“ (1. Mose 2,15). Kurz gesagt:
- Das Paradies war noch ausbaufähig. Da musste noch Hand angelegt werden. Da konnte man selbst noch kreativ werden, die eigenen Ideen einbringen, schauen wie man den Garten gestalten wolltet.
- Die ganze Welt war noch nicht bekannt und bewohnt – nur Eden. Gott aber hatte den Menschen beauftragt, sie zu entdecken und zu besiedeln.
- Ganz wichtig: Die Menschen müssen ihre Entdeckungen noch selbst machen. Jedes Blümlein, jedes Tierlein muss noch erkundet werden. Es gibt kein Handbuch der Schöpfung.
Kurzum: Der Mensch ist zum Pfadfinder gemacht – er muss seinen Pfad noch finden. Und auch in dir steckt das Pfadfindergen, du bist der geborene Entdecker!
Drei Entdeckungen sollte nun jeder Mensch machen, damit der Aufbruch ins Abenteuer zu einem guten Abenteuer wird.
- Entdecke dich als Teil der Schöpfung – bewahre die Natur!
Die erste große Entdeckung, die der Mensch machen soll, bekommt er quasi gleich ins Stammbuch geschrieben. Wenn er in der Bibel liest, woher er kommt, stößt er gleich mit der Nase drauf. Es ist eine Entdeckung, die der Mensch immer wieder vergessen hat und die doch lebenswichtig für ihn ist. Er und die Natur um ihn herum gehören zusammen. Nur wenn es ihr gut geht, geht es auch ihm gut. Die Menschen sind Teil der Schöpfung Gottes, auf das Engste mit ihr verbunden.
Die Bibel macht es daran deutlich, wie sie den ersten Menschen nennt. „Adam“. Doch „Adam“ ist eigentlich nur das hebräische Wort für „Erdling“. Vom ersten Moment an soll klar sein: Der Erdling und seine Erde, der Adam und seine Adamah gehören zusammen. Wo das Gefüge zwischen dem Mensch und seiner Scholle nicht mehr stimmt, da ist etwas Größeres aus den Fugen geraten. Wo wir die Natur um uns herum nicht bewahren, da ist uns diese Wahrheit abhanden gekommen.
Und so ist es wichtig, die Schöpfung zu kennen – nur dann kann man in ihr auch Abenteuer bestehen. Man muss die Schöpfung entdecken, verstehen, nur dann kann man sie bewahren.
Der Mensch macht sich hier dann auch auf den Weg alle Tiere zu entdecken. „Der Mensch gab allen Tieren Namen“, heißt es. Gott hat ihm die Aufgabe nicht abgenommen. Und ich verrat euch etwas. Der Mensch ist immer noch dabei neue Arten zu entdecken. Jedes Jahr werden 15.000 neue Arten entdeckt. Da könnt ihr noch viel unter die Lupe nehmen, viel entdecken.
Und ihr Pfadfinder seid darin richtig gut, die Schöpfung zu entdecken. Was habt ihr schon alles gemacht! Ihr ward beim Imker und habt dann Insektenhotels gebaut. Ihr habt euch im Wald von der Försterin erklären lassen, wo die Tiere schlafen und gehen und habt gelernt, wie ihr euch im Wald verhaltet. Ihr seid mittlerweile Experten in Sachen Schafe., Zähne, Klauen, alles könnt ihr erklären. Vögel habt ihr kennengelernt, Vogelhäuser gebaut, Fledermauskästen. Ihr habt selbst angepflanzt und geerntet. Und fast vergessen: Ihr wart auf Feuersalamanderexkursion, habt gemerkt: Nur wenn ich die Feuersalamander gut kenne, kann ich sie auch gut vor Gefahren schützen.
Wir Menschen müssen neu entdecken: Wir sind Teil der Schöpfung. Nur wenn sie Zukunft hat, haben wir Zukunft. Sie gilt es zu entdecken und zu bewahren – wie bei den Pfadfindern.
- Finde starke Gemeinschaft und sei starke Hilfe!
„Dann sprach Gott, der HERR: Es ist nicht gut, dass der Mensch allein ist. Ich will ihm eine Hilfe machen, die ihm ebenbürtig ist.“ Allein sein ist öde. Schön, wird es erst zu zweit, richtig gut, wo man Gemeinschaft erfährt und Freunde findet. Wir brauchen Menschen mit denen man lachen und weinen kann, wo wir Zuhörer und Verständnis finden. Gott hat uns nicht für‘s allein sein geschaffen. Wir blühen auf, wenn wir uns in Gemeinschaft wiederfinden.
Die Geschichte der Bibel über Gemeinschaft ist dabei eine revolutionäre Geschichte. Sie hat den Herrschern der Welt nie gepasst. Sie erzählt – es mag in unseren Ohren normal klingen – das alle Menschen letztlich Brüder und Schwestern sind, alles gleichwertige Geschöpfe eines Gottes. Die Aufklärer sahen das ganz anders. Da gibt es keine „Blaublütigen“ wie bei den Germanen, keine Kasten wie im Osten. Klar, viele Kulturen haben das Wort „Mensch“, aber das häufig meint es nur „wir“ – nicht die anderen. Hier aber findet sich der Mensch in einer Gemeinschaft der Gleichen wieder. Jeder ist gottgewollt, mit königlicher Würde, von Gottes Gnaden. Eine Revolution.
Und auch die Frau – die für manche hier nur als Küchenhelferin wegkommt – ist gleich: Der Mensch sagt es ausdrücklich! Und nur sie und Gott werden in der Bibel „Hilfe“ genannt. Kurzum, wir Menschen sind für starke Gemeinschaft geschaffen und sollen uns starke Hilfe sein.
Ihr Pfadfinder wisst das. Die Biber versprechen schon: „Biber hören und helfen!“ und die Wölflinge und alle Altersstufen drüber versprechen gar „jederzeit zu helfen.“
In Gemeinschaft ist man gut aufgehoben. Man kann von einander lernen. Man muss nicht alles alleine schaffen. Aber man schafft Dinge, die man alleine nie schaffen würde, man wagt Abenteuer, die alleine nicht gehen.
Unser Pfadfindersymbol zeigt es – den offenen Kreis: Unsere Gemeinschaft ist immer offen für Neue. Sie ist offen für jeden, egal, wo er her kommt, egal, was er glaubt, egal, ob er stark oder schwach ist.
Pfadfindersein heißt auch international zu sein. Freundschaften enden nicht an Grenzen. Pfadfinder findest du überall – beim Waldbrand in Griechenland, bei der Überschwemmung in Lybien, beim Urlaub auf Mauritius. Sie kennen keine Grenzen. Und Frieden sollte auch keine Grenzen haben. Und so sind Pfadfinder Friedensbewegung. Frieden muss immer das Ziel bleiben, selbst wenn man gerade kämpfen muss. Frieden muss immer neue Anfänge machen, selbst wenn es gerade friedlich ist.
Die Bibel denkt groß von Gemeinschaft. Sie zielt auf Frieden für alle. Christliche Pfadfinder tun es auch – mit gutem Grund, nicht nur weil es heute – noch – mainstream ist.
Auch du bist für Gemeinschaft gemacht! Finde es heraus!
3. Schau über den Horizont – erfahre Gott!
Last but not least: Gott will entdeckt werden! Du sollst spüren: Hinter deinem Leben steht einer, der dich gewollt hat und liebt, dem du vertrauen kannst, der für dich sorgt und Leben schenkt. Ihn gilt es zu entdecken und zu finden, glücklich zu werden.
Der Apostel Paulus beschreibt es einmal so: „Gott hat aus einem Menschen das ganze Menschengeschlecht gemacht …, dass sie Gott suchen sollen, ob sie ihn wohl fühlen und finden können und fürwahr, er ist nicht ferne von einem jeden unter uns.“
Gott ist dir ganz nahe! Aber um ihm zu begegnen, musst du ein Entdecker sein. Du musst über den Horizont schauen, vertrauen das die Welt da hinterm Meer weitergeht, nicht abstürzt, zu Ende ist. Wenn wir nachts in den Sternenhimmel schauen, ahnen wir es, dass wir auf der einen Seite nur Erdlinge sind, und auf der anderen Seite, dass da Größeres wacht. Und wenn wir uns empören über diese oder jene Grausamkeit in dieser Welt, dann gehen wir wie selbstverständlich davon aus, dass das nun kein Geschmacksurteil war. Wenn unser Herz schlägt beim Anblick eines Menschen, dann wissen wir um ganz viel Biochemie in uns und doch glauben wir, dass das Liebe ist, für das sich das Leben lohnt.
So vieles in unserem Leben lädt dazu ein über den Horizont zu schauen, Gott zu erfahren. Gott ruft: „Mensch, wo bist du?“
Du fragst: Warum Gott nicht selbst über den Horizont gekommen ist? Er hat es getan. Immer wieder. Zuletzt ganz persönlich – in der Person Jesus Christus! Aber er wird es nie so tun, dass du keine Wahl für oder gegen ihn hast, denn er will dein Vertrauen, nicht deine Unterwerfung, er will deine Liebe, nicht deine Furcht, er will dich und er hofft, dass du ihn findest. Deshalb das ganze Abenteuer!
Gott will entdeckt werden und du sollst Gott entdecken und dein Glück nicht fassen können. Darum: Schau über den Horizont. Erfahre Gott. Erlebe das Größte aller Abenteuer.
„Aber Gott rief nach dem Menschen und sprach zu ihm: Wo bist du?“ (1. Mose 3,9)
Aufbruch ins Abenteuer – mit Jesus Christus mutig voran
Liebe Pfadfinder,
wir wollen immer neue Abenteuer wagen. Wir wollen uns erproben: Feuer machen im Sonnenschein. Ach, wir wollen es bei Regen und Schnee hinbekommen. Wege finden mit Smartphone. Ach, wir orientieren uns an der Natur. Zu Hause im eigenen Garten übernachten kann jeder. Wir übernachten diesen Sommer nur mit Plane im Wald, ungeschützt zwischen Biebertalwildschwein und Biebertalwolf. Aufbruch ins Abenteuer ist angesagt. Dieses Jahr zelten wir noch in Frankenbach, nächstes Jahr wartet das Deutschlandlager, übermorgen ruft die Welt. Wer ist dabei?
Liebe Eltern, liebe Gemeinde,
das Leben ist doch auch kein Spiel, aber ein Abenteuer. Es steckt voller Herausforderungen. Es braucht Mut. Es braucht Hoffnung!
Bei den Pfadfindern kann man vieles mitbekommen, was im Leben hilft: ein Gespür, für die Schöpfung um einen her, die Erfahrung von Gemeinschaft, zu merken: Gemeinsam entdecke ich, was in mir steckt, entwickele Selbstvertrauen, kann Dinge meistern, Verantwortung übernehmen, merken: Ja, wenn wir uns helfen sind wir stark. Unschätzbar für das Leben!
Doch den Schatz, den es im Leben zu heben gilt, ist doch ein anderer. Einen Schatz, den jeder im Gepäck haben sollte, der Mut und Zuversicht gibt, Kraft für den nächsten Schritt, Beherrschung in unbeherrschbaren Situationen, der das Abenteuer wagen lässt. Und weiß ich es, was es für mich, für meine Kinder bereithält, wie es um mich morgen bestellt ist, dem man heute Gelassenheit attestiert. Nobody knows. Niemand weiß es. Aber eines darfst du wissen. Der Pfadfinderzuspruch bringt es auf den Punkt:
„Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit gegeben, sondern der Kraft, der Liebe und der Selbstbeherrschung.“ (2. Timotheus 1,7)
Wer Gott im Schlepptau hat, der kann Mut an den Tag legen, nicht weil das heißt, dass die Abenteuer morgen geringer sind, unsere Angst kleiner, aber man um den weiß, der größer ist. Das Abenteuer wird dadurch nicht einen Deut kleiner. Aber es geht am Ende gut aus, jeder kommt zu Gott, zum Ziel. Das Abenteuer wird dadurch nicht einen Tacken leichter, aber ich kann die Last teilen mit einem, der dabei ist: Jesus Christus. Das Abenteuer mag mich nicht verschonen vor unbeherrschbaren Situationen, aber ich darf beherrscht bleiben, weil ich den Herrn der Lage kennen. Wenn diese Welt alles wäre, wäre manches an Einsatz tatsächlich vertane Liebesmüh, aber in meinem Abenteuer ist kein Einsatz vergeblich.
Ich kenne den, der aus Liebe für mich alles gegeben hat und geben wird. Mit ihm kann ich jedes Abenteuer mutig angehen. Er hat mir keinen Geist der Furcht gegeben. Es gibt viel zu entdecken – nicht nur Herausforderungen. Entdecke dich als Teil der Schöpfung! Finde für dich starke Gemeinschaft. Schau über den Horizont und erfahre Gott. Breche auf zum größten Abenteuer deines Lebens. Dazu Gottes Segen und gut Pfad!